Warum heißt das Ferienhaus «Marga»?

Mit Ihrem Aufenthalt im Ferienhaus Marga tauchen Sie tief in die Geschichte der Halbinsel Eiderstedt ein. Zwar wurde das Haus selbst erst 1962 erbaut, doch die Wurzeln der Menschen, die mit diesem Haus verbunden sind, reichen viele Jahrhunderte zurück bis in die Entstehungszeit der Halbinsel.

Erbaut wurde das Haus von Margaretha Cornils - kurz Marga - und ihrer Mutter Agathe Cornils. Der Familienname "Cornils" ist auf Eiderstedt weitverbreitet und gilt gewissermaßen als Synonym für den "Eiderstedter Adel". Der Ursprung des Namens liegt im Niederdeutschen und geht auf den heiligen Cornelius, einen Papst des 3. Jahrhunderts, zurück. Es wird vermutet, dass der Name mit holländischen Siedlern nach Eiderstedt gelangte.

Diese Siedler flüchteten vor allem im 16. Jahrhundert in der Zeit nach der Reformation und den damit verbundenen religiösen Konflikten in den Niederlanden. Viele von ihnen waren Protestanten, die vor der katholischen Verfolgung in den spanisch kontrollierten Niederlanden nach Norfriesland flohen. Sie brachten nicht nur ihre protestantischen Überzeugungen mit, sondern auch ihr fortschrittliches Wissen über Deichbau und Wasserwirtschaft. Mit ihrer Hilfe wurden im 15. und 16. Jahrhundert die drei ursprünglichen Inseln – Everschop, Utholm und Eiderstedt – durch Eindeichungen miteinander verbunden und in die heutige Halbinsel verwandelt. Darum heißt übrigens das Veranstaltungsgebäude in Garding Dreilandenhalle. Garding befindet sich auf der einstigen Insel Everschop.

Agathe und August Cornils, ca. 1955

Die Familie Cornils

Bevor Marga und Agathe Cornils das Haus in der Theodor-Mommsen-Straße bauten, wohnten sie viele Jahre zur Miete in der Osterstraße in Garding. Dort lebten sie gemeinsam mit August Cornils, Ehemann von Agathe und Vater von Marga. Nach Augusts Tod im Jahr 1958 beschlossen Mutter und Tochter, sich ein neues Zuhause zu suchen und entschieden sich für den Bau des Hauses.

Tierarzt August Cornils

August Cornils war auf Eiderstedt eine bekannte Persönlichkeit. Von 1926 bis zu seinem Tod war er als Tierarzt tätig und betreute sowohl Klein- als auch Großtiere. Seine Patienten reichten von Hofkatzen bis zu Kühen und Pferden – kaum ein Bauer auf Eiderstedt, dessen Tiere er nicht behandelt hätte.

Seine eigene Geschichte begann auf der Nickelswarft bei Poppenbüll, ganz in der Nähe von Garding. Der große Milchviehhof gehörte seinen Eltern, Deert Boy und Anna Christina Cornils. August Cornils wurde dort 1894 als ältestes von 13 Geschwistern geboren und wuchs in einer wohlhabenden Familie auf. Der wirtschaftliche Erfolg der Familie zeigte sich in ihrem Lebensstil: August ritt als Kind per Pferd zur Schule, und auf dem Hof halfen zahlreiche Bedienstete in Stall und Haushalt mit.

Nickelswarft im Jahr 1913

Der Wohlstand der Familie ermöglichte es August, nach dem Schulabschluss ein Studium der Veterinärmedizin aufzunehmen. Er studierte in Hannover und München und diente im Ersten Weltkrieg als Ulanen-Leutnant, unter anderem in der Tannenbergschlacht und an der Westfront. Trotz einer Kriegsverletzung überlebte er die schweren Auseinandersetzungen. Nach Kriegsende schloss er zunächst sein Studium ab und heiratete seine Verlobte, Agathe Thoms.

Agathe Cornils, geborene Thoms, stammte ebenfalls aus Schleswig-Holstein, allerdings nicht von Eiderstedt, sondern aus Flensburg. Sie war mit ihrem Mann verwandt – die beiden waren Cousin und Cousine – und hatten sich über ihre Familien kennengelernt.

Abschied und Rückkehr

Augusts Eltern und Geschwister verließen derweil Eiderstedt Anfang der 1920er Jahre. Deert Boy Cornils verkaufte Nickelswarft und zog nach Plön. Die Geschwister von August Cornils verteilten sich in verschiedene Regionen, einige ließen sich rund um Lübeck und Buxtehude nieder – die große Familie driftete auseinander. August Cornils hingegen begab sich im Auftrag der Marburger Behringwerke nach Brasilien, um dort an der Entwicklung von Impfstoffen zu arbeiten. Dabei hegte er die Idee, gemeinsam mit seiner Frau Agathe ein neues Leben in Südamerika aufzubauen. Doch Agathe war wenig begeistert von der Vorstellung, sodass August nach etwa einem Jahr nach Deutschland zurückkehrte. Als einziger der Familie zog er schließlich nach Eiderstedt zurück und ließ sich mit seiner Frau in Garding nieder, wo er als Tierarzt tätig wurde.

Das erste Kind des Paares, ihre Tochter Margaretha (genannt Marga), wurde 1924 in Garding geboren. Vier Jahre später folgte ihre Schwester Anke. Während Anke später die Ferne suchte, blieb Marga ihr Leben lang auf Eiderstedt und war tief mit der Region verbunden.

Marga Cornils und Eiderstedt

So wohnte Marga auch zunächst bei ihren Eltern, bis sie nach dem Tod ihres Vaters gemeinsam mit der Mutter in das Haus in der Theodor-Mommsen-Straße zog. Beruflich war Marga  beim Deichbauamt tätig, wo sie bis zu ihrer Pensionierung arbeitete. Deiche, das stand für sie immer für den Schutz vor dem Meer und damit für den Erhalt von Eiderstedt. Denn so schön und ruhig das Meer an sonnigen Tagen wirkt, so sehr war ihr die zerstörerische Kraft von Sturmfluten bewusst. Ihre Liebe zur Region zeigte sich auch in ihrer Freizeit: Marga war eine gefragte Führerin durch die 18 evangelischen Kirchen der Halbinsel.

Ihr Zuhause in der Theodor-Mommsen-Straße war dabei stets ein Ort der Gastfreundschaft. Besuche bei Marga waren immer verbunden mit einem Kaffeetrinken an einem reichhaltig mit nordfriesischen Leckereien wie Schmalzplätzchen gedeckten Tisch, inklusive Klönschnack auf Plattdeutsch und Ausflügen nach Westerhever oder St. Peter-Ording. Eiderstedt - das war nicht nur Margas Wohnort, sondern ihr Wunschort, den sie nie verlassen wollte.

Marga war die Tante der heutigen Besitzerin des Hauses, Inken De Wit, die sich mit dem Ferienhaus Marga das Andenken an ihre Tante bewahrt hat. Marga würde sich sicherlich freuen, dass heute so viele Menschen in ihr Haus kommen, um Urlaub auf ihrem geliebten Eiderstedt zu machen.

In diesem Sinne herzlich willkommen im Ferienhaus Marga und genießen Sie die Tage an der Nordsee.

Inken De Wit


Was ist eine Warft?

Eine Warft ist ein aus Erde aufgeschütteter Siedlungshügel, der dem Schutz von Menschen und Tieren bei Sturmfluten dient. Auf einer Warft befinden sich je nach Größe einzelne Höfe oder kleine Siedlungen.

Was ist ein Klönschnack?

Ein Klönschnack ist eine zwanglose und entspannte Plauderei, die dem Austausch und der Beziehungspflege dient.